Select Page

Rekrutierung, Weiterbildung, Generationenwechsel, Soft Skills, Digitalisierung… Die Herausforderungen häufen sich, aber das Personalwesen hat heute die Chance, seine strategische Rolle neu zu erfinden. In der Schweiz ist dieser Wandel bereits im Gange – und beginnt oft mit einer konstruktiven Selbstreflexion. Eine besser ausgestattete, bewusstere HR-Funktion kann zu einem entscheidenden Hebel für das Unternehmenswachstum werden.

Eine HR-Funktion im Wandel

Lange Zeit galt HR als unterstützende Dienstleistung – zuständig für Verwaltungsprozesse und die Einhaltung des Arbeitsrechts. Doch dieses Modell stößt heute an seine Grenzen. Die Herausforderungen reichen weit über die bloße Konformität hinaus: Es geht darum, eine Kultur aufzubauen, Transformationen zu begleiten und eine Vision durch Talente zu verkörpern.

In der Schweiz, geprägt von Fachkräftemangel, digitalem Wandel und sich verändernden gesellschaftlichen Erwartungen, muss HR ein strategischer Partner werden. Dafür braucht es eine neue Haltung: proaktiver, einflussreicher und näher an den menschlichen Realitäten.

Rekrutierung im Zeitalter unsichtbarer Kompetenzen

Rekrutieren bedeutet heute, mit Unsicherheit umzugehen. Lebensläufe sind nicht mehr linear, Erfahrungen lassen sich nicht auf ein CV reduzieren und soziale Kompetenzen überwiegen oft die technischen Fähigkeiten.

Aber wie erkennt man emotionale Intelligenz, Anpassungsfähigkeit oder Resilienz im Vorstellungsgespräch? Wie vermeidet man Bestätigungsfehler? Viele Recruiter stehen diesen Fragen allein gegenüber.

Eine strukturierte Herangehensweise – basierend auf Beobachtung, praxisnahen Situationen und den richtigen Fragen – hilft, Einstellungen abzusichern und die Individualität der Kandidaten zu respektieren. Dieses Know-how ist nicht improvisierbar, sondern wird durch praxisorientierte Weiterbildungen aufgebaut.

Wissen vermitteln will gelernt sein

Technisches Fachwissen allein reicht nicht mehr aus. In einer sich ständig wandelnden Welt ist effektives Wissensmanagement ein strategischer Faktor – zur schnellen Einarbeitung neuer Mitarbeitender, zum Erhalt kritischer Kompetenzen und zur Begleitung interner Veränderungen.

Dennoch werden viele Fachexperten plötzlich zu Trainern – ohne pädagogische Werkzeuge oder Unterstützung. Das Ergebnis: wenig dynamische Schulungen mit geringer Aufmerksamkeit und fraglichem Nutzen.

Sich zum Trainer ausbilden zu lassen bedeutet, konkrete Methoden zu erlernen, um ein Modul zu strukturieren, das Publikum zu fesseln und Lernfortschritte zu messen. Es bedeutet auch einen Haltungswechsel: lernendenzentriert, wirkungsorientiert. In einer „Learning Culture“ ist das ein entscheidender Hebel für HR in der Schweiz.

Generationen Y und Z: Herausforderung oder Bereicherung?

Der Dialog zwischen den Generationen ist im Unternehmen nicht immer einfach. Jüngere erwarten Flexibilität, Feedback, Autonomie und Sinn. Erfahrene Mitarbeitende schätzen Stabilität, Fachwissen und langfristige Loyalität. Oft denkt jede Seite, die andere verstehe die Arbeitswelt nicht.

Doch statt diese Sichtweisen gegeneinanderzustellen, lässt sich eine inklusive Kultur schaffen, die auf Ergänzung setzt. Dafür braucht es ein echtes Verständnis für Verhalten, Bedürfnisse und Motivation jeder Generation.

Gezielte Schulungen helfen, diese Unterschiede zu entschlüsseln, Führungsstile anzupassen und ein Vertrauensklima zu schaffen. Denn letztlich strebt jede Generation nach Anerkennung und Sinn – nur auf unterschiedliche Weise.

Können digitale Tools dem Menschen dienen?

Die Automatisierung von HR-Prozessen schreitet schnell voran: KI-gestütztes Sourcing, digitales Onboarding, Performance-Plattformen, LMS für Trainings… Diese Tools sind nicht neutral. Falsch eingesetzt entmenschlichen sie – richtig integriert schaffen sie Freiraum für das Wesentliche.

Doch viele HR-Fachkräfte erhalten kaum Unterstützung beim Einsatz dieser Lösungen – oder erleben sie als technokratische Top-down-Initiative.