
Kunden binden, Teams schulen – die verborgene Herausforderung für HR
Warum tun sich so viele Unternehmen schwer damit, echte Kundentreue aufzubauen – trotz starker Produkte und erfahrener Vertriebsmitarbeitender? Weil sie einen grundlegenden Hebel vergessen: die Qualität zwischenmenschlicher Interaktionen auf allen Ebenen. Die Kundenbeziehung findet nicht nur am Telefon oder im Verkaufsgespräch statt. Sie wurzelt tief in der Unternehmenskultur – in der Art und Weise, wie Teams geschult, Kompetenzen entwickelt und HR als strategischer Motor positioniert wird.
Warum verlassen uns die Kunden?
Diese Frage stellt sich immer wieder in Geschäftsleitungen. Man überarbeitet Verkaufsskripte, wechselt das CRM-System, passt das Angebot an. Und trotzdem bleiben manche Kundinnen und Kunden nicht. In einer Welt, in der alles sofort verfügbar ist, wird Loyalität zum heiligen Gral – und zur Quelle ständiger Unsicherheit.
Doch diese Loyalität hängt – anders als oft angenommen – nicht allein vom Produkt oder vom Verkaufstalent ab. Sie entsteht durch Aufmerksamkeit, Konsistenz und kleine Gesten. Und sie erfordert mehr als nur ein gutes Verkaufsteam: Sie betrifft das ganze Unternehmen. Die entscheidende Frage lautet also: Ist das Unternehmen bereit, seinen Kund:innen wirklich zuzuhören – oder wird das einer einzelnen Abteilung überlassen?
Kundenbeziehung ist nicht nur Sache des Vertriebs
Gerade in Schweizer Unternehmen – insbesondere bei KMU oder dezentralen Organisationen – steht der Vertrieb häufig unter Druck: gewinnen, überzeugen, abschliessen. Doch der Verkauf ist längst kein isolierter Akt mehr. Er ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem jede Interaktion zählt.
Ein Techniker vor Ort, eine Sachbearbeiterin, die eine Rechnungsanfrage beantwortet, ein Trainer, der eine Leistung begleitet – sie alle prägen das Kundenerlebnis. Und damit auch die Kundenbindung.
Kundenorientierung zu fördern darf nicht nur Aufgabe des Vertriebs sein. Es ist ein bereichsübergreifendes Thema – und liegt damit im Verantwortungsbereich von HR.
Vor allem menschliche Kompetenzen
Moderne Vertriebskompetenzen sind keine reinen Überzeugungstechniken mehr. Sie basieren auf sozialen Fähigkeiten: Empathie, aktives Zuhören, Selbstsicherheit, Beziehungsfähigkeit und antizipierendes Denken.
Diese Kompetenzen sind oft bei Mitarbeitenden vorhanden, die nicht klassisch im Vertrieb tätig sind – Projektleitende, Qualitätsverantwortliche, Kundendienst, interne Berater:innen. Doch sie müssen erkannt, geschätzt und gezielt entwickelt werden. Das erfordert strukturiertes Kompetenzmanagement, gezielte Weiterbildungspläne und eine klare Ausrichtung der Führungskultur.
Externe Kundenbindung beginnt intern
Was häufig übersehen wird: Kundenbindung beginnt mit der Bindung der Mitarbeitenden. Unternehmen, die intern keine Loyalität aufbauen können, werden sie extern kaum erzeugen. Hohe Fluktuation, psychische Erschöpfung oder fehlende Anerkennung untergraben jede Kundenbeziehung.
Umgekehrt stärken Firmen, die auf kollektive Intelligenz, Kompetenzentwicklung und Eigenverantwortung setzen, automatisch auch die Kundenerfahrung. Nicht durch Zwang, sondern durch echte Übereinstimmung. Durch gelebte Kohärenz
Auf dem Weg zu einer Beziehungskultur
Die besten Weiterbildungen im Bereich Kundenakquise und -bindung zeigen: Es geht nicht nur darum, besser zu verkaufen. Es geht darum, eine Beziehungskultur im Unternehmen zu verankern. Eine Kultur, die Hierarchien überwindet, aktives Zuhören fördert und Kundenfeedback als Innovationsquelle nutzt.
Für HR bedeutet das: weg von punktuellen Trainings, hin zu echter Transformation. Beziehungskompetenzen erfassen, Karrierepfade neu denken, hybride Rollenprofile schulen, Brücken zwischen Bereichen schlagen.
HR an einem strategischen Wendepunkt
Die Frage ist nicht mehr, ob HR die Verkaufsleistung unterstützen soll. Die Frage ist: Kann man das überhaupt noch trennen? In einer Dienstleistungsökonomie, in der Vertrauen zur knappsten Ressource wird, sind Kundenakquise und -bindung zutiefst menschliche Aufgaben. Und damit auch HR-Aufgaben.
Die erfolgreichen Unternehmen von morgen sind nicht die mit dem besten Verkauf – sondern die, die ihre Teams so schulen, dass sie ihre Markenversprechen glaubwürdig leben.