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Feedback im Unternehmen: Eine nachhaltige und engagierte Kultur etablieren

Feedback im Unternehmen: Eine nachhaltige und engagierte Kultur etablieren

Über die traditionelle jährliche Bewertung hinaus wird Feedback heute als ein wesentliches Instrument für Entwicklung, Motivation und Agilität anerkannt. Dennoch ist es in den täglichen Managementpraktiken noch unzureichend verankert.

Laut Gallup (2019) sind Mitarbeitende, die regelmäßig konstruktives Feedback erhalten, 3,6-mal stärker engagiert als andere. Umgekehrt kann das Fehlen konkreter Rückmeldungen zu Unklarheit, Frustration, Vertrauensverlust – und letztlich zu einem Rückgang des Engagements führen.

 

Warum ist diese zwischenmenschliche Dimension ein strategisches Thema?

Weil Feedback nicht nur eine individuelle Reaktion ist. Es ist ein integraler Bestandteil der kollektiven Dynamik, der schnellen Anpassungsfähigkeit eines Teams und einer Kultur des Fortschritts.

Ein gut formuliertes Feedback stärkt drei wesentliche Bereiche:

  • Lernen: klare Lehren aus dem eigenen Handeln ziehen,
  • Motivation: sich in der eigenen Rolle anerkannt fühlen,
  • Agilität: Haltung, Kommunikation und Organisation schnell anpassen.

Doch ohne klare Absicht, Methode und Rahmen kann Feedback unbeholfen oder sogar destruktiv wirken – daher ist Wachsamkeit erforderlich.

 

Eine nachhaltige Feedbackkultur etablieren

Es gibt mehrere strukturierte Ansätze zur Professionalisierung der Feedbackpraxis:

  • Das SBI-Modell (Situation – Verhalten – Auswirkung),
  • Die DESC-Methode (Beschreiben, Ausdrücken, Spezifizieren, Abschließen) zur Klärung von Spannungen.
  • 360°-Feedback, um einen positiven Kreislauf gegenseitigen Zuhörens zu schaffen.

Feedback-Rituale (wöchentlich, nach Projekten usw.) planen, gegenseitige Erwartungen klären, aktives Zuhören fördern – all das sind einfache Hebel, die unter der Voraussetzung einer geeigneten Haltung eingesetzt werden können.

 

Training als Ankerpunkt

Der Aufbau einer echten Feedbackkultur erfordert Zeit und Konsistenz. Aber auch strukturierte Trainings- und Abstimmungsphasen zu bestimmten Schlüsselmomenten, die ermöglichen:

  • Eine gemeinsame Sprache rund um Feedback zu entwickeln,
  • Managerverhalten in verschiedenen Kontexten (Erfolg / Fehler / Spannung) zu erproben,
  • Individuelle oder kulturelle Hemmnisse gegenüber regelmäßigem Feedback zu identifizieren.

Ein gut konzipiertes Training wirkt als Katalysator für kollektive Entwicklung – vorausgesetzt, es wird durch praktische Anwendung gefestigt.

 

Und jetzt… Kann Feedback wirklich natürlich sein?

Ist es möglich, in bestimmten Teams spontan eine Feedbackkultur zu etablieren, ohne dass sie künstlich oder autoritär wirkt?

Sollte die Praxis standardisiert oder lieber als Bedürfnis von innen heraus entstehen?

Und vor allem: Wie lernt man, Rückmeldungen zu geben, die nicht wertend sind, aber auch nicht nachsichtig?

Fragen, die sich jede Organisation stellen sollte – inklusive HR und Führungskräften –, um eine Handlung zu professionalisieren, die zu oft als „intuitiv“ wahrgenommen wird.

 

Quellen:
London, M. & Smither, J.W. (2002). Feedback orientation, feedback culture, and the performance management process, Human Resource Management Review
Gallup (2019). State of the Global Workplace

 

Konfliktmanagement-Schulung: Ein unterschätzter Hebel im Unternehmen

Konfliktmanagement-Schulung: Ein unterschätzter Hebel im Unternehmen

Mit wachsendem Arbeitstempo, zunehmender Diversität und variierenden Erwartungen der Generationen werden Spannungen im Team nahezu unvermeidlich.

Auch in der Schweiz beobachten Personalabteilungen immer häufiger zwischenmenschliche Konflikte – mit spürbaren Folgen für das Betriebsklima, Engagement und die Produktivität.

Laut einer Studie von CPP Global (2008) hatten 85 % der Beschäftigten bereits Konflikte im Arbeitsumfeld erlebt; jede dritte Person ist regelmäßig betroffen. Dennoch verfügen viele Mitarbeitende nicht über das nötige Know-how, um solche Situationen zu erkennen, zu verstehen und zu entschärfen.

 

Warum ist das eine kritische Herausforderung?

Weil ungelöste Konflikte ernsthafte Konsequenzen haben: Demotivation, Stress, Kündigungen, Rückzug und ineffiziente Abläufe.

In vielen Fällen bleiben Spannungen unbehandelt – bis sie eskalieren oder sich verfestigen. Dabei sind Konflikte nicht zwangsläufig destruktiv: Mit der richtigen Begleitung können sie zu Klarheit, Veränderung oder Innovation führen.

De Dreu & Gelfand (2008) zeigen: Auch wenn Konflikte kurzfristig destabilisieren, bieten sie die Chance, Rollen neu zu definieren, Kommunikationswege wiederherzustellen oder Prozesse zu hinterfragen.

 

Eine aktive Konfliktkultur aufbauen

Unternehmen, die ein professionelles Konfliktmanagement anstreben, können folgende Hebel nutzen:

  • Schaffung eines klaren Rahmens für teaminternen Dialog

  • Einsatz von internen oder externen Mediatoren

  • Etablieren transparenter Feedback-Rituale

  • Anwendung von Instrumenten wie der Thomas-Kilmann-Matrix, Gewaltfreier Kommunikation (GFK) oder Dialogkreisen

Ziel ist es nicht, Meinungsverschiedenheiten auszuschließen – das wäre illusorisch –, sondern als Team resilient mit Konflikten umzugehen und gestärkt daraus hervorzugehen.

 

Training als Basis – aber kein Wundermittel

Der Aufbau zwischenmenschlicher Kompetenzen ist Pflicht. Doch Weiterbildung allein löst keine Konflikte automatisch. Es geht darum:

  • Konflikte in Werten, Methoden oder Rollen zu erkennen und einzuordnen

  • Strategien für emotionale Selbstregulation und respektvolle Zusammenarbeit zu vermitteln

  • Eine gemeinsame Sprache für alltägliche Konfliktlösung zu etablieren

Diese Ansätze betreffen sowohl Führungskräfte als auch Teams und können Teil einer größeren HR-gesteuerten Klima-Strategie sein.

 

Und jetzt…? Welche Rolle übernimmt jede*r bei der Konfliktprävention?

In einer hybriden, diversen und unsicheren Arbeitswelt darf Konfliktmanagement kein Randthema mehr sein.

Doch wer übernimmt Verantwortung? Wer handelt? Und wie weit kann ein Team sich selbst regulieren?

Diese Fragen laden Unternehmen dazu ein, Verantwortlichkeiten neu zu denken – zwischen HR, Führung, Mitarbeitenden und Mediationsstrukturen.

Ist jetzt der richtige Moment, um die Rolle des Dissenses in der Unternehmenskultur neu zu definieren?

 

 

Quellen:

De Dreu, C. K. W. & Gelfand, M. J. (2008). Conflict in the Workplace: Sources, Functions, and Dynamics across Multiple Levels of Analysis. Annual Review of Psychology

CPP Global (2008). Workplace Conflict and How Businesses Can Harness It to Thrive

Rosenberg, M. (1999). Gewaltfreie Kommunikation. Junfermann Verlag